Donnerstag, 20. August 2015

24. Seit ca. fünfzig Jahren "vermisst" - Ein Besuch in Ummeln (Teil 2)

Sylvia lebt nicht mehr - Der Tod gehört zum Leben



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Die Aufnahme wurde am 30.04.2011 auf dem weiträumigen Gelände der Evangelischen Stiftung Ummeln gemacht.
Am 16.07.2015 ist meine Schwester im Mara II Krankenhaus in Bethel gegen 18.00 Uhr im Alter von 57 Jahren verstorben. So erzählte es mir die Sozialpädagogin und Mitarbeiterin der Evangelischen Stiftung Ummeln, Frau Renate Brücker-H..., die bis zum Ende Bezugs- und Vertrauensperson von Sylvia war. Ganz lieb, fest und kräftig soll sie ein oder zwei Tage vor ihrem Tod, die Hand von Frau Brücker gedrückt haben, mit der sie per "Du" war. Da ahnte sie vermutlich schon, dass sie bald aus diesem Leben für immer scheiden würde. Wenn meine Schwester mich ab und an mal anrief, nannte sie mich zärtlich und liebevoll "Manni". Einen ihrer letzten Wünsche konnte ich ihr nicht erfüllen. Sie hatte mich gebeten, dass ich sie zu Weihnachten 2014 besuche. Auch die "Segnungen" des Fonds Heimerziehung (Rentenersatzleistungen plus 10.000 Euro) wurden ihr nicht mehr zuteil, da sie vor der Bewilligung des Antrages verstorben ist. 

Zwar hatte ich immer im Auge, dass Sylvia nicht mehr lange leben würde, weil ihre geistigen, seelischen und körperlichen Behinderungen doch beträchtlich waren, dennoch kam ihr Tod plötzlich, heftig und unerwartet. Am Ende ihres Lebens wog sie lediglich nur noch ungefähr 36 Kg. Sie hat nun den Frieden gefunden, den sie in ihrem kurzen Leben niemals erreicht hat. Bestattet wurde sie in Bielefeld auf dem schönen Sennefriedhof. Dort möge sie ihre letzte Ruhe finden.
Unbedachte Verstorbene - Jeder hinterlässt eine Spur

Einen besonderen Dank möchte ich noch der Diplom-Pädagogin Andrea Geertz zukomen lasssen. Sie war über die Stadt Bielefeld und das Vormundschaftsgericht von Amts wegen die letzte Betreuerin meiner Schwester. Ihrer Aufgabe ist sie mit viel Tatkraft und Leidenschaft nachgekommen. Das habe ich bei ihren Vorgängern vermisst, die sich ebenfalls um meine Schwester gekümmert haben. Durch Frau Andrea Geertz habe ich einiges über den Lebens- und Leidensweg meiner Schwester Sylvia in Erfahrung bringen können, was mir ansonsten niemals möglich gewesen wäre. Dafür bin ich sehr dankbar!

Sonntag, 22. März 2015

22. Gotteshütte - Erziehungsbogen Peter Zielke

Einleitung


Bevor ich (Jahrgang 1948) 1953 in die Gotteshütte verbracht wurde, lebte ich mit meinem Bruder Peter (Jahrgang 1950), meiner Schwester Hildegard (Jahrgang 1951), sowie meinem Bruder Egon (Jahrgang 1953) bei den Eltern und teilweise auch bei den Großeltern in Gladbeck.
Da unsere Eltern nicht in der Lage waren, das Sorgerecht an uns Kindern in angemessener Weise auszuüben, traf das Jugendamt Gladbeck die Entscheidung, uns in Heimen unterzubringen. Zunächst waren es Heime in Gladbeck und Bottrop, später entschied man sich, Peter und mich in die gut 200 Km entfernte Gotteshütte zu verbringen. Als Grund wurde angegeben, dass im Marthaheim in Gladbeck nicht genügend Platz vorhanden sei. Der wahre Grund dürfte jedoch ein anderer gewesen sein, welches ich nach Aktenlage in Erfahrung bringen konnte. So sollen uns die Eltern aus den Heimen in Gladbeck und Bottrop bei Besuchen der Heimaufsicht entzogen haben, es war sogar von Entführung die Rede.
Meine Geschwister Hildegard und Egon verblieben im Marthaheim in Gladbeck, des weiteren mein Bruder Rainer, der ebenfalls im Jahre 1953 am ersten Weihnachtstag in Gladbeck geboren wurde, und sofort nach der Geburt in einem Säuglingsheim aufgenommen wurde. Wo sich dieses Säuglingsheim befand, und ob es dem Marthaheim angegliedert war, konnte ich nicht mehr in Erfahrung bringen. Beim Jugendamt oder Gesundheitsamt Gladbeck dürfte es darüber vermutlich keine Unterlagen oder Akten mehr geben.
Nun zu meinem Bruder Peter, genauer gesagt meinem Halbbruder, mit dem ich die längste Zeit, bezogen auf meine anderen Geschwister, zusammen verbrachte. Er verstarb 1992 in Bonn-Ippendorf im Alter von 42 Jahren. Die genauen Umstände sind mir nicht bekannt, aber ich vermute, dass sein Tod nicht auf einer natürlichen Ursache beruht. Die dazu von mir angestellten Nachforschungen blieben bisher ergebnislos.

Nun zum Inhaltsverzeichnis, betreffend die Erziehung in den 50er Jahren in der Gotteshütte

Samstag, 21. März 2015

21. Gotteshütte - Erziehungsbogen Manfred Zielke

Einleitung


Bevor ich (Jahrgang 1948) 1953 im Alter von vier Jahren in die Gotteshütte verbracht wurde, lebte ich mit meinem Bruder Peter (Jahrgang 1950), meiner Schwester Hildegard (Jahrgang 1951), sowie meinem Bruder Egon (Jahrgang 1953) bei den Eltern und teilweise auch bei den Großeltern in Gladbeck.

Da unsere Eltern nicht in der Lage waren, das Sorgerecht an uns Kindern in angemessener Weise auszuüben, traf das Jugendamt Gladbeck die Entscheidung, uns in Heimen unterzubringen. Zunächst waren es Heime in Gladbeck und Bottrop, später entschied man sich, Peter und mich in die gut 200 Km entfernte Gotteshütte nach Kleinenbremen zu verbringen. Als Grund wurde angegeben, dass im Marthaheim in Gladbeck nicht genügend Platz vorhanden sei. Der wahre Grund dürfte jedoch ein anderer gewesen sein, welches ich nach Aktenlage in Erfahrung bringen konnte. So sollen uns die Eltern aus den Heimen in Gladbeck und Bottrop bei Besuchen der Heimaufsicht entzogen haben, es war sogar von Entführung die Rede.

Meine Geschwister Hildegard und Egon verblieben im Marthaheim in Gladbeck, des weiteren mein Bruder Rainer, der ebenfalls im Jahre 1953 am ersten Weihnachtstag in Gladbeck geboren wurde, und sofort nach der Geburt in einem Säuglingsheim aufgenommen wurde. Wo sich dieses Säuglingsheim befand, und ob es dem Marthaheim angegliedert war, konnte ich nicht mehr in Erfahrung bringen. Beim Jugendamt oder Gesundheitsamt Gladbeck dürfte es darüber vermutlich keine Unterlagen oder Akten mehr geben. Hier der Link zum Erziehungsbogen.
Hier ist er als PDF-Datei

Montag, 8. Dezember 2014

20. "Die Geburt der Tragödie" - Sechs Brüder und zwei Schwestern

Die Geburt der Tragödie ist eigentlich ein Buchtitel von dem großen deutschen Dichter und Denker Friedrich Nietzsche. Ich fand diesen Titel so gut, dass ich ihn für Die Kleine Tragödie, meine Geschwister und mich betreffend, übernommen habe. Das ist aber auch das einzige, was ich mit diesem großen Deutschen gemeinsam habe.


Bei der Durchsicht der mir vorliegenden Akten zu meiner Familie (Geschwister, Eltern, Großeltern), kam es mir so vor, als hätte ich im übertragenen Sinne die Büchse der Pandora geöffnet. Es war einfach nur grauenhaft. Vielleicht war es die Gotteshütte, die mir half, nicht ein ähnliches Schicksal zu erfahren, wie es all den anderen aus meinem familiären Umfeld widerfahren ist. Ich weiß es nicht, aber möglich ist es schon! Im Alter und mit wachsender Erfahrung sieht man die Dinge anders, als man es als junger Mensch tut. Viele meiner Geschwister leben nicht mehr, kamen zumeist tragisch ums Leben. In losem Kontakt bin ich nur noch mit meiner Schwester Sylvia. Übrigens wäre heute am 8. Mai 2015, dem Fünfundsechzigen Jahrestag der Befreiung vom Hitler-Faschismus, mein Bruder Peter 65 Jahre alt geworden. Leider war es ihm nicht vergönnt, diesen Tag noch zu erleben. Er verstarb 1992 in Bonn-Ippendorf unter bisher ungeklärten Umständen.

Sonntag, 7. Dezember 2014

19. Beschauliches Bückeburg - Ein Tag im November 2014

Bückeburg gehört zu meiner Kindheit, da ich ganz in der Nähe aufwuchs. Etwa im Jahr 1956 oder 1957 wurde es mir ermöglicht, das Schloss zu besuchen, welches damals frisch restauriert worden war, und ich kam aus dem Staunen nicht heraus. Natürlich weiß ich auch, dass die geschichtliche Aufarbeitung noch nicht ganz bewältigt ist, wenn ich etwa an Alexander vom Hofe denke,  der eine andere Meinung vertritt, wenn es um Bückeburg und das Schloss geht, und dazu ein Buch geschrieben hat (Die vier Prinzen zu Schaumburg Lippe), und auch über  Erbstreitigkeiten berichtet.

Bildquelle: Wikipedia (Ingo 2802)

Das ist aber nicht mein Thema, sondern ich beschäftige mich ausschließlich  mit dem Adolfinum  Gymnasium Bückeburg,  welches mich im Rahmen eines Geschichtswettbewerbes des Bundespräsidenten Joachim Gauck als Gast eingeladen hat. Ich folgte der Einladung des Geschichtslehrers Herr Riemer und der Klasse Jahrgang 11, die sich das Erziehungsheim Gotteshütte als Thema ausgesucht haben. Motto: "Anders sein - Aussenseiter in der Geschichte" (wird fortgesetzt)

Wettbewerbsaufruf des Bundespräsidenten Joachim Gauck

Freitag, 7. November 2014

18. Egon und Hildegard Zielke - Der Tod als Wegbegleiter

In diesem Jahr jährt sich der Todestag meiner Geschwister Egon und Hildegard Luise zum 40. mal. Zeit genug, um mal zurück zu blicken, und meiner Geschwister zu gedenken. Sie waren keine Helden, sondern nur ganz gewöhnliche Menschen, die allerdings ein schweres Schicksal erleiden mussten. Recht jung waren sie, als sie im Alter von 21 und 23 Jahren 1974 kurz hintereinander durch Suizid aus dem Leben schieden.

Egon war von einer Brücke in Duisburg in den Rhein gesprungen, und seine sterblichen Überreste wurden im Abstand von zwei Wochen aus dem Fluss geborgen, vermutlich wurde sein Körper durch eine Schiffsschraube getrennt.

Hildegard soll sich im Bad in der Wohnung des Freundes ihrer Eltern, wo sie auch wohnte erdrosselt haben. Mit dem Gürtel ihres Bademantels soll sie sich stranguliert haben. Näheres weiß ich nicht genau.

Ob man dies nun mit der Heimerziehung oder eher mit einer genetischen Disposition in Zusammenhang bringen kann, weiß ich nicht, und meine Lebenserfahrung rät mir dazu, vorsichtig zu sein, über dieses oder jenes ein Urteil zu sprechen. Gesichert ist allerdings, dass sie nicht die besten Voraussetzungen hatten, um den Winden und Stürmen im Leben etwas adäquates entgegenzusetzen.

Sonntag, 8. Dezember 2013

17. Vorsicht, Vorsicht, Vorsicht!

Es gibt Heimkinderforenbetreiber, die nicht nur das Wohl der ehemaligen Heimkinder im Auge haben, sondern auch dazu aufrufen, Spenden auf ein Paypal-Konto zu überweisen. Diese sogenannten Foren haben nicht mal einen Vereinsstatus, geschweige denn, das Privileg, Spenden einzusammeln. Vor so einer Vorgehensweise kann ich nur warnen. Niemand weiß wohin diese Gelder fließen, und ob sie ordnungsgemäß beim Finanzamt versteuert werden. Also geht meine Bitte an ehemalige Heimkinder, die durch staatliche Repressalien verfolgt und  teilweise ihrer Lebensperspektive  beraubt wurden, dahin: "wehrt euch und lasst euch nicht noch einmal von sogenannten Heimkinderforen über den Tisch ziehen." 
Auf solche "Sozialarbeiter" kann man gerne verzichten!

Samstag, 8. Juni 2013

16.Heinz Richheimer - "Schlagt mich doch tot!"

Heinz Richheimer, Jahrgang 1920, lernte ich Ende der achtziger Jahre im letzten Jahrhundert kennen. Er fuhr einen gelben Kleinwagen, und ich war mir nicht bewusst, was er alles erlebt hatte, und mitmachen musste. Nach und nach erfuhr ich, dass er im KZ Mauthausen auf der Schreibstube seine Arbeit verrichten  musste, und auch einiges mehr erlebte. Ich freue mich,. dass ich diesen Menschen kennen lernen durfte. Heinz R. war übrigens Künstler, und auch mich hat er in einem Portrait festgehalten. Sein einziger Fehler war übrigens, dass er Halbjude war, so jedenfalls meine Erkenntnisse. Anfang der  neunziger Jahre (1993) ist er verstorben.

Datei: KZ Mauthausen.jpg
Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:KZ_Mauthausen.jpg

Kennengelernt haben wir uns in einer Literaturwerkstatt, die von Peter Schütt in seiner Wohnung geleitet und initiiert wurde, und wo wir uns in Hamburg-Eppendorf einmal wöchentlich getroffen haben. Meistens fanden sich gut sieben oder auch acht Leute ein, sowohl Frauen, als auch Männer. Da gab es dann Kekse, Tee oder Kaffee, während wir diskutierten, und uns unsere literarischen Versuche gegenseitig näher brachten. Für mich war es etwas befremdlich, weil Peter Schütt politisch sehr links stand, genauer gesagt war er kommunistisch orientiert, und hielt viel von der DDR und dem Sozialismus, wie er in Kuba praktiziert wurde.
http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Sch%C3%BCtt_(Autor)

Mittwoch, 22. Mai 2013

15. DIGITALISIERUNG DER WVHA-HÄFTLINGSKARTEI

Ein Projektbericht von Christian Römmer


File: WW2 Holocaust Europa-Karte-de.png
Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:WW2_Holocaust_Europe_map-de.png
Es gibt keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem unten aufgeführten Projekt und der oben zu sehenden Bilddatei. Dennoch bekommt man einen guten Überblick über die Gewalt- und Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten.

Sonntag, 7. April 2013

14. "Katharina" erzählt aus ihrem Leben

Altentreptow im späten Mittelalter. Quelle Wikipedia


Geschichten aus der Kindheit



Geboren bin ich in Altentreptow. Eine kleine Stadt, aber zu DDR-Zeiten eine Kreisstadt in Mecklenburg-Vorpommern. Mit der Stadt hatte ich recht wenig zu tun, besser gesagt, gar nichts, außer einem 14tägigen Krankenhausaufenthalt, welchen ich einer Schulhofprügelei verdankte, bei der ich mir eine Leberprellung zuzog. Da war ich gerade 10 Jahre und musste nun meinen 11. Geburtstag ohne Torte und Feier im Krankenhausbett verbringen. Übrigens war es ein Klassenkamerad, der zum Haken ansetzte und mich ausnockte - er hieß, sagen wir mal Horst. Aber wie wurde ich denn elf Jahre, und was habe ich wohl in meiner frühen Kindheit erlebt? 

(Der Name der Erzählerin wurde geändert, um ihre Identität  zu schützen. Sie lebt nunmehr in Berlin und schreibt sukzessive ihre interessanten und unterhaltsamen, aber manchmal auch traurigen Erinnerungen auf). 

Samstag, 24. November 2012

13. Josef Dorsten - "Wer nicht kämpft, hat schon verloren."

Willst du dich deines Wertes freuen,
So mußt der Welt du Wert verleihen.
J. W. Goethe

Dank an die Mutter


Josef Dorsten aus Rheine, Jahrgang 1932, wurde sozusagen in das Tausendjährige Reich hinein geboren, welches allerdings nur zwölf Jahre dauerte und Europa und die ganze Welt nahezu in Schutt und Asche legte. Sieht man mal davon ab, dass sein Vater im Kriegsjahr 1943 gefallen ist, hatte er eine glückliche Kindheit und Dank der liebevollen Fürsorge der Mutter, schöpfte er genug Kraft, um im späteren Leben voll seinen Mann zu stehen. Das A und O im Leben eines Menschen ist das Urvertrauen, und das hatte sich bei Josef Dorsten dank seiner Mutter gut herausbilden können. Wäre dies nicht so gewesen, wer weiß schon, was aus ihm geworden wäre.

Freitag, 9. November 2012

12. Gerichtsentscheidungen zum Thema Heimerziehung

Gerichtsentscheidungen


Dieses Post, ursprünglich Herrn Gregor Ter Heide gewidmet, wurde inhaltlich und in der Zielsetzung geändert. Nunmehr geht es darum, Gerichtsentscheidungen zum Thema Heimerziehung allen Interessierten zur Verfügung zu stellen. An den Anfang stelle ich eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes, veröffentlicht am 23.03.2012. Weitere sollen folgen. Ich behalte mir vor diese Entscheidungen zu kommentieren, und auch Gastbeiträge werde ich veröffentlichen, wenn es denn gewünscht wird. Sei es nun von Experten oder einfach nur von interessierten Laien. Desweiteren verweise auf die Kommentarfunktion auf meinem Blog. Diese Entscheidung wurde vom Ersten Senat des Bundesverfassungsgerichtes getroffen.


Bild: BVR Prof. Dr. Paulus, BVRin Prof. Dr. Britz, BVR Schluckebier, BVR Prof. Dr. Gaier, Vizepräsident Prof. Dr. Kirchhof, BVR Prof. Dr. Eichberger, BVR Prof. Dr. Masing, BVRin Prof. Dr. Baer (v.l.n.r.)

Mittwoch, 17. Oktober 2012

11. Endstation KZ Groß Rosen - Karl Otto Zielke

Vorwort


Als ich im Frühjahr 1958 im Alter von neun Jahren aus dem Erziehungsheim Gotteshütte in das evangelische Waisenhaus Marthaheim in Gladbeck verbracht wurde, veränderte sich doch einiges in meinem Leben zum Positiven, und ich hatte wesentlich mehr Freiheiten, als es zuvor der Fall gewesen war. Auch gesundheitlich ging es mir ab dem Zeitpunkt besser. 
So war es mir von nun an möglich, nahezu jeden Sonntag meine Großmutter in Gladbeck zu besuchen. Erst geschah dies mit meinen anderen vier Geschwistern, die im Waisenhaus untergebracht waren, später genoss nur ich allein dieses Privileg. Meiner Großmutter wurde es wohl zuviel uns alle zu verköstigen, und zu beaufsichtigen, denn sie hatte nur eine kleine Zweizimmerdachgeschosswohnung (Wohnküche/Schlafzimmer). Ein hellbrauner Kachelfofen mit gußeisener Herdplatte wurde ganzjährig beheizt, denn er diente zugleich als Kochstelle für das tägliche Mittagessen. Die Toilette, die mit anderen Nachbarn geteilt werden musste, befand sich eine Treppe tiefer. 
Viel Liebe und Zuwendung erfuhr ich in der damaligen Zeit von ihr, ohne dies in gleicher Weise zu erwidern. Sie war in zweiter Ehe verheiratet, und nach und nach, und mit der Zeit, kam ich auf meinen ersten Großvater zu sprechen. Viel erzählte sie nicht, aber meine Neugierde war geweckt und hält bis heute an.

Datei:Gross Rosen 2.JPG
Quelle: Wikilpedia Endstation KZ Groß Rosen
So erfuhr ich von ihr, dass sie und mein Großvater von Nachbarn aus dem Hause wegen Verstoßes gegen die Reichsrundfunkverordnung angezeigt wurden, in Schutzhaft kamen, und in ein Lager nach Gladbeck-Zweckel verbracht wurden. Während die Großmutter nach gut sechs Wochen wieder frei kam, wurde mein Großvater weiter inhaftiert, und soll letztlich in einem KZ verstorben sein. Das war meine Ausgangssituation zu meinem Großvater, und es beschäftigt mich bis heute, mehr denn je.

Montag, 17. September 2012

10. Fonds Heimerziehung West und Ost - Einladung an ehemalige Heimkinder, einen Kommentar zu hinterlassen

Stellungnahmen zum Fonds Heimerziehung und meine persönlichen Erfahrungen mit der Anlaufstelle Hamburg

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Startseite Fonds Heimerziehung

Bitte auf den vom Fonds Heimerziehung zur Verfügung gestellten Link oben klicken


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Aktuellles zum Fonds Heimerziehung West vom 07.07.2015 - Ein Artikel von Constanze von Bullion, Berlin - Süddeutsche Zeitung

An diesem Mittwoch (08.07.2015) will das Kabinett eine Aufstockung des Hilfsfonds um 182 Millionen bewilligen.

 "Dass man von den Betroffenen verlangt, eine Kausalkette vom Heim bis heute herzustellen, grenzt ans Wahnhafte", sagte Heimkinderkoordinator Peter Schruth. Nötig sei eine niederschwellige Prüfung. "Es wäre auch hilfreich, wenn sich ein öffentlicher Repräsentant dazu äußern würde."

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Aktuelles zum Fonds Heimerziehung West vom 15.06.2015 - Eine persönliche Erklärung meinerseits.

Ich habe geliefert und eine eidesstattliche Versicherung unterschrieben, dass meine Angaben der Wahrheit entsprechen. Aber die Bedingungen und die bürokratischen Hürden, um Leistungen aus dem Fonds Heimerziehung zu erhalten, sind mir einfach zu hoch.  Das war ein schmerzlicher Prozess, denn wer verzichtet schon gerne auf Leistungen, auch wenn darauf letztlich kein Rechtsanspruch besteht. 
Bargeld zur freien Verfügung in Höhe von 10.000 € wäre mir lieber gewesen, anstatt penibel über jeden bewilligten Euro Rechenschaft abzulegen. Dann hätte man sich auch die ganze Bürokratie ersparen können, die letztlich auf dem Rücken der ehemaligen Heimkinder bezahlt und abgewickelt wird.

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Donnerstag, 13. September 2012

9. Posthum - Ein Nachruf auf meinen Bruder (Teil 1)

Er war mein Bruder, er ist mein Bruder

Viel zu früh bist Du gestorben,
Gutes war Dir nicht vergönnt.
Ohne Hoffnung war Dein Leben,
Nur ein Nachruf ist geblieben.

Vorwort 


Mein Bruder Peter starb im November 1992 im Alter von 42 Jahren in Bonn-Ippendorf. Er war ein ehemaliges Heimkind, beginnend mit seinem dritten Lebensjahr, bis hin zu seinem 21. Lebensjahr, mit kurzen Unterbrechungen. Durch Nachforschungen zu unserer Familie erfuhr ich Ende letzten Jahres durch das Standesamt Gladbeck, seinem Geburtsort, dass er nicht mehr lebt. Nunmehr hatte sich mein Verdacht, oder eher ein Ahnung bestätigt. Das letzte mal sah ich ihn Anfang der 80er Jahre, als er mich in Hamburg besuchte. Über seine Todesursache weiß ich nichts, schließe aber rein garnichts aus, und sein Lebensweg, soweit mir bekannt, läßt schlimmes befürchten. Dazu bedarf es noch weiterer Nachforschungen, die sicher nicht einfach werden, zumal mittlerweile zwanzig Jahre ins Land gegangen sind. 

Meine sieben Geschwister: Peter oben links, oben rechts Hildegard Luise, mitte rechts Rainer, Sylvia und Egon, und unten rechts Hubert und Michael (unten links ich)

Dienstag, 11. September 2012

8. 160 Jahre Gotteshütte - Ein Spendenaufruf

Die Gotteshütte im Zeitraffer


Als ehemaliger Bewohner (Heimkind) der Gotteshütte, und unter Berücksichtigung meiner bisherigen Lebenserfahrung ist es mir ein Anliegen, einen Spendenaufruf für die Gotteshütte zu ihrem bald 160jährigen Bestehen zu starten, denn die Erziehung, bzw. Vorbereitung junger Menschen auf ihr zukünftiges Leben kann nicht nur durch die Übernahme von Verantwortung bewältigt werden, sondern ein solches Vorhaben ist auch sehr kostenintensiv.
1853 - 2013

Samstag, 7. Mai 2011

7. Mein Sporadisches Tagebuch - 'Der Gotteshüttenblogger' zu Kleinenbremen

Verehrte Leserschaft,

ich möchte doch hoffen, dass meine Postings nicht nur ernsthaft, sondern auch interessant und unterhaltend geschrieben sind. Nichts ist langweiliger, als Texte, die schwer verständlich daher kommen, und dem Leser Verdruß bereiten. In diesem Sinne eine ernste aber anregende Lektüre, und wenn es mehr ist, dann umso besser. 
Dieser Post wurde verändert. Im Vordergrund steht nun nicht mehr eine Übersetzung in die englische Sprache, sondern gelegentlich gemachte Tagebuchaufzeichnungen.
Altes Schulgebäude     
Innenhof Gotteshütte










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Mein Sporadisches Tagebuch

Dienstag, 3. Mai 2011

6. Seit ca. fünfzig Jahren "vermisst" - Ein Besuch in Ummeln (Teil 1)

(Öffentliches Rohmanuskript/Arbeitsfassung)

Einleitung 


"Der zweite Weltkrieg war schrecklich, auch unter dem Gesichtspunkt der vielen Heimatlosen, die flüchten mussten, und es kam zu ergreifenden Szenen, wenn Kinder von ihren Eltern getrennt wurden, und sich unter Umständen erst nach Jahrzehnten oder auch nach einem halben Jahrhundert wieder sahen. Wir alle kennen diese Bilder aus den Medien, und den Historikern sei Dank, die sich mit diesen Problemen beschäftigten, und eine breite Öffentlichkeit darauf aufmerksam machten.
Aber auch bedingt durch Heimerziehung gab und gibt es vermutlich immer noch solche Probleme, und darauf möchte ich, nicht zuletzt verbittert, aufmerksam machen. Eben durch solche Umstände war ich auf der Suche nach einer Schwester von mir, die heute in einer Einrichtung lebt, die sich unter anderem auf geistig, seelisch und körperlich behinderte Menschen spezialisiert hat. Und die Hürden mit solch armen Menschen in Kontakt zu treten, sind von der Verwaltungsebene aus gesehen (Datenschutz etc), unwahrscheinlich hochgeschraubt. Meine Schwester habe ich ungefähr 1962, also vor fast fünfzig Jahren aus den Augen verloren".

Terrasse Haus Sonnenblick

Ein Wiedersehen nach fünfzig Jahren


Lange, sehr lange habe ich suchen müssen, und viele Gedanken darauf verwandt, wo sich meine jüngste Schwester Sylvia aufhält. Und dann endlich nach fast fünfzig Jahren gelang es mir zu Anfang des Jahres 2011, genauer gesagt  Nachmittags am 25. Januar, ihren Aufenthaltsort zu ermitteln. 

Montag, 25. April 2011

4. Die Evangelische Anstaltserziehung - Schwarze Pädagogik!

Wie wurde ich, was ich bin? 


Als ich Mitte der 80er Jahre im letzten Jahrhundert damit begann, mich für meine Vergangenheit zu interessieren, stand ich vor einem großen Problem. Ich hatte ja nie richtig die Möglichkeit gehabt, meine Eltern oder die Großeltern zu befragen, wie das normaler weise der Fall gewesen wäre. So versuchte ich viel zu lesen, um nicht länger im Dunkeln zu tappen, und um mich selbst besser verstehen zu lernen. 
Der Begriff Schwarze Pädagogik wurde erstmal durch die Soziologin Katharina Rutschky 1977 eingeführt, ist aber durchaus und gerade auf die Vergangenheit anwendbar. Siehe auch den Link unter den beiden Bildern.

Das alte Knabenhaus
Das alte Mädchenhaus













Dienstag, 4. Januar 2011

3. Eine verlorene Kindheit - Für meine Schwester Sylvia

Meine Endstation Hamburg

 Kindheit und Jugend, Lebenserinnerungen



Inhaltsverzeichnis / Entwurf / Baustelle / Werkstatt:

Aus: Die Niederschrift des Gustav Anias Horn II
"Der Leib vergeht und schwindet dahin,
Während andere bleiben - so ist es seit den Tagen der Ahnen.
Die einst Häuser bauten - ihre Städten sind nicht mehr.
Was ist aus ihnen geworden?
Die Götter, welche früher waren, ruhen in ihren Pyramiden.
Ich habe die Worte des Imhotep und des Hardedef gehört,
Deren Sprüche weit berühmt sind - -
Doch wo sind ihre Stätten?
Ihre Mauern sind zerfallen,
Die Orte sind nicht mehr -
Als wären sie nie gewesen.
Niemand kommt wieder von dort, 
Daß er uns erzähle, wie es ihnen ergeht,
Daß er unsere Herzen beruhige,
Bis auch wir zu dem Ort abscheiden,
Zu dem sie gegangen sind. -
Ermutige dein Herz, es zu vergessen,
Und laß es an das denken, was Dir nützlich ist!"

Montag, 29. November 2010

2. Festschrift Gotteshütte (ohne) Bilder

Zur besseren Lesbarkeit die modifizierte Festschrift ohne die Originalbilder als Abschrift 2

Hier auch als pdf verügbar


Festschrift zum 100 jährigen Jahresfest der "Gotteshütte"

Erziehungsheim in Kleinenbremen (Kreis Minden in Westfalen) am 2. August 1953

Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet  ewiglich.
Psalm 106, 1
 
Gedenkstein 75 Jahre Rettungshaus Gotteshütte 1853 - 1928


"Unweit der großen Straße, die von Minden nach Rinteln führt, am Nordhang des waldbedeckten Wesergebirges, liegt das Erziehungsheim "Gotteshütte". Dort am äußersten Rande von Westfalen, dicht an der Grenze des Bückeburger Landes, führt es im Verborgenen und vielen unbekannt, sein Dasein."

Donnerstag, 14. Oktober 2010

1. Festschrift Gotteshütte mit vier Bildern

Dies ist die Geschichte der Gotteshütte in Kleinenbremen von 1853 bis 1953. Sie war mein Zuhause und meine Welt. Schmerz- und leidvoll empfand ich dort die Zeit. Aber es gab auch das Gefühl  der Geborgen- und Zufriedenheit von 1953 bis 1958, als ich dort untergebracht war, in diesem kleinen Kosmos, so wie ich es in meinem späteren Leben niemals mehr erfahren habe.


 Abschrift von der Originalkopie


Luftaufnahme der Gotteshütte (Quelle und Jahr unbekannt)